27. Mai 2019
Der Himmel war bedeckt und es regnete leicht, als sich der Bus mit 26 Lions und ihren Begleitungen von Mainz aus in Richtung Frankfurt auf den Weg machte. Dennoch war die Stimmung gut; Lions on tour, das geht immer.
Unser Führer, Herr Fischer, nahm uns im Schatten der Paulskirche auf dem Paulsplatz in Frankfurt in Empfang. Die Pauskirche schmückte sich gerade für die anstehende Europawahl. Der Regen hatte sich verzogen; wenn Engel reisen...
Der überaus eloquente Herr Fischer führte uns 90 Minuten zu den schönsten Ecken des „Dom-Römer-Areals“, das aber in Frankfurt liebevoll die „neue Altstadt“ genannt wird.
Vor dem Krieg standen hier 1200 wunderschöne historische Fachwerkhäuser aus dem Mittelalter und der Renaissance, die dank der Luftangriffe der Alliierten 1944 fast völlig zerstört wurden. Dem Bau der U-Bahn-Trasse in den 60er Jahren und des Technischen Rathauses der Stadt Frankfurt Anfang der 70er Jahre fielen die letzten erhaltenen Häuser der Altstadt zum Opfer. Man wollte die „autogerechte“ Stadt bauen.
Das Areal ist nicht größer als 7.000 Quadratmeter, beherbergte aber einst den berühmten Krönungsweg vom Dom zum Römer. Herr Fischer erzählte uns von den sparsamen Frankfurtern Bürgern, dem Stolz der Frankfurter und der Prosperität der Stadt und seiner Bürger durch die Königs- und Kaiserkrönungen und die internationalen Messen, die schon im Mittelalter hier abgehalten wurden. Dadurch auch keine Zerstörung der Bausubstanz bis zum 2. Weltkrieg.
Nach der Jahrhundertwende wurde, zu Beginn der 2000er Jahre, der Wunsch der Bürger laut, das Areal wieder so zu nutzen, wie es vor dem Krieg der Fall war. Die Stadt beschloss den Rückbau des Technischen Rathauses, um die Fläche für eine neue Nutzung frei zu machen. Die Stadt gründete eine für die Umsetzung der Idee eigene Bauträgergesellschaft, die Dom-Römer GmbH.
Bedingt durch sehr gute alte Unterlagen, die die alten Katastergrenzen noch zeigten, wurde die Idee geboren, in den alten Grundstückgrenzen neue Gebäude entstehen zulassen, um so den Charakter der Altstadt wieder nachempfinden zu können. Von den 35 neu gebauten Häusern sind 15 nach historischem Vorbild wiederhergestellt, die 20 anderen mit strengen Vorgaben im Hinblick auf die Fassadengestaltung, die Dachneigung und die Materialität neu entstanden.
Mit einem Kostenaufwand von ca. 230 Mio. Euro konnte die Altstadt im September 2018 offiziell eröffnet werden. Die Wohnungen sind zu Preisen zwischen EUR 5.000 bis EUR 7.000/qm Wohnfläche verkauft worden. In den Erdgeschossen sind vorwiegend Frankfurter Traditionsgeschäfte präsent.
Leicht durchgefroren hat uns Herr Fischer gegen 19:00 Uhr vor dem Restaurant „Schwarzer Stern“ verabschiedet. Frankfurter Spezialitäten und ein gutes Glas Wein oder Bier hat allen Mitreisenden dann gut gemundet. Gesprächsstoff gab es ohnehin genug. Um 21:00 Uhr hat uns der Bus wieder gut nach Mainz gebracht. Ein erlebnisreicher, informativer und vor allen Dingen kommunikativer Nachmittag und Abend war zu Ende.
Alle freuen sich schon auf eine neue Reise nach Fulda.
Felix Blumenthal